Ich wollte schon immer mal eine G1000 Wanderhose haben, ich finde aber die Preise des “Modeausstatters Fjällräven” einfach sehr heftig und nicht gerechtfertigt, so wie auch von anderen vergleichbaren Herstellern. Kaufen würde ich mir also eine G1000 Wanderhose eher nicht. Leider gibt es das G1000 nicht am laugenden Meter … trotzdem …
G1000 Wanderhose aus altem Biwaksack
Aus sehr viel früheren Zeiten, als Fjällräven “noch Ausrüstung verkaufte” und man das G1000 auch ganz einfach meterweise ordern konnte, hatte ich noch einen gaaanz alten Biwacksack übrig. Den hatte ich mir damals mal als robustes, funkenunempfindliches und atmungsaktives Winterbivi genäht. Eigentlich ist er da auch heute noch hervorragend für geeignet aber halt schon vergleichweise schwer.
Um das nicht mehr genutzte Material für eine G1000 Wanderhose zu verwerten, habe ich den alten Biwacksack aufgetrennt. Zusätzlich eine mir optimal passende alte Hose aufgetrennt und aus dem G1000 die Hosenteile geschnitten. Es ist sogar noch genug Material für Beintaschen, für mich gaaanz wichtig, übrig. Es wird keine Naht an den Aussenseiten geben, nur innen an den Beinen und über Po und Schritt. Die G100 Wanderhose besteht also aus 2 Teilen. Sollte eigentlich schnell genäht sein.

Aufgetrennter Biwaksack. Genug Material für eine G1000 Wanderhose.

Aufgetrennte alte Hose als Schnittmuster verwenden.
G1000 Wanderhose: Nähtest für die doppelte Kappnaht
Um die richtige Fadenspannung zu prüfen und das richtige Feeling für den Stoff zu kriegen, erst mal ein kurzes Stück Testnaht. Bei diesem Stoff und der Hosenanwendung mache ich es mir beim fixieren der Kappnaht mit Stecknadeln ganz einfach:
- 1 cm Nahtzugabe mit Kugelschreiber markiert (liegt hinterher eh innen) und die beiden Stoffteile der Länge nach an der Kante der Kugelschreiberlinie mit längs gesteckten Nadeln fixieren
- beide Stoffseiten über diese Linie und der Kante des oberen Stoffteiles 1 mal zusammen falten und mit quer gesteckten Nadeln fixieren
- die längs gesteckten Nadeln liegen jetzt innen und können wieder entfernt werden
- Das Endergebinis fertig zum Nähen, Ansicht von der Rückseite gesehen
Jetzt die Nähmaschine anschmeißen und das Stoffstück drauf:
- Die erste Naht auf der Vorderseite wo die Nadeln quer gesteckt sind entlang der Faltkante nähen. Am besten nicht ganz so eng, damit man auch wirklich durch alle 4 Stofflagen durchnäht. Die Nadeln kann man nach und nach problemlos raus nehmen, wenn es ganz dünne sind, ist sogar vorsichtiges drüber nähen kein Problem. Ich bevorzuge aber das raus nehmen. Beim pausieren des Nähens immer drauf achten, dass die Nähnadel im Stoff steckt damit das Nähfüßchen nicht evtl. beim Ziehen an den Stecknadeln verrutschen kann. Sonst gibt es “Ecken” in der Nahtlinie.
- Jetzt den Stoff umdrehen für die zweite Naht
- Die zweite Naht auf der Rückseite ebenfalls an der Stofffaltkante nähen. Endergebnis sind dann 2 parallele (ja, das auf dem Bild ist parallel 🙂 ) Nähte jeweils durch alle 4 Stoffschichten.
Bei diesem Teststück habe ich die Fadenspannung verschiedentlch verändert. War erstaunt, dass die beste Einstellung die selbe ist, wie vorher beim dünnen Silnylon. Egal, so kann die G1000 Wanderhose genäht werden … mit Betonung auf “parallele Nähte” …
G1000 Wanderhose zusammennähen
Genau wie bei den Testnähten beschrieben, habe ich die beiden Nähte über dem Po und vorne zum Schritt zusammengesteckt und vernäht. Danach genauso vom Schritt ausgehend, die Naht an den Innenseiten der Beine bis ungefähr Mitte der Oberschenkel. So ist die Grundstruktur zur ersten Anprobe vorhanden. Passt, hätte noch etwas weiter schneidern sollen, ist etwas figurbetonter geraten als geplant, macht aber nix, muss eh abnehmen.
Da die Beine noch nicht ganz genäht sind, ist genug Spielraum zum Annähen der Seitenbeintaschen. So kann ich optimal testen an welche Position diese angenäht werden.
G1000 Wanderhose: Hosenbund
Einen Schlauch in der Länge wie der Umfang der Hose am Bauch zuscheiden. Die Breite entsprechend doppelte Breite des Gummibandes (ich habe das 4cm von Extremtextil verwendet) plus Nahtzugaben. Diesen Schlauch am Hosenstoff fixieren. Ein Stück offen lassen um das Gummi durchfädeln zu können.
Nach dem Annähen das Gummi einziehen, Hose anziehen, das Gummi von der Länge testen, abstecken und in passender Länge zusammennähen. Das Gummi verschwindet dann komplett im Stoffschlauch und das letzte Stück kann zugenäht werden. Sieht dann schon mal mehr nach Hose aus und passt obenrum endlich. Mit Gürteln habe ich es unterwegs nicht so, Gummibund ist leichter und es kann unterm Hüftgurt des Rucksackes nix drücken.

Zum späteren Einziehen des Gummis bleibt ein Stück offen.

Gummi ist in den Schlauch eingezogen.

Gummibund ist komplett vernäht.

Anprobe mit fertigem Gummihosenbund.
Damit das breite Gummi innerhalb des Schlauches nicht verrutscht oder sich doppelt legt, habe ich zusätzliche senkrechte Stütznähte rund um den Bund vernäht, komplett durch Stoff und Gummi durch.
G1000 Wanderhose: Die Seitentaschen an den Beinen
- Passend große Stoffstücke (es ist genug G1000 übrig) schneiden und diese in Falten abnähen, damit später am Bein eine Balgfunktion gegeben ist.
- Vor dem Annähen schon mal eine Klette, das harte Stück, an den oberen Rand dran. Kletten haben natürlich Vor- und Nachteile. Bin auch ein Knopffan … dieses Mal aber mal die Kletten, da gibts beim Öffnen und Schließen am wenigsten Gefummel.
- Nach dem Anpassen die Tasche mit Stecknadeln am Hosenbein fixieren.
- Fummelig annähen incl. der oberen Verschlussleiste, an der das Klettengegenstück dran ist.
Das Endergebnis sieht dann so aus:

Stoffstücke abmessen und zuschneiden passend für die Balgform.

Vorbereitete Beintaschen

Beintasche mit Stecknadeln seitllich am Hosenbein fixiert. Lieber etwas höher Richtung Hüfte ansetzen !

Die fertig angenähte Beintasche.
Unter der eigendlichen Beintasche habe ich noch eine kleinere “Innentasche” angenäht, die genau passend ist für mein Handy-Foto-Video-Notiz-Sprachaufnahme-Mulitool (für mich als Tourentagebuch ausreichend). Hatte das bisher immer einfach so in der Beintasche, schlackert mir aber zuviel rum, jetzt ist es fester fixiert und nochmal besser geschützt. Genauso gut passt da aber auch ein Taschenmesser, Kugelschreiber, … rein.
Zum besseren Öffnen noch eine einfache Zugschlaufe an der Abdeckleiste. Geht dann auch im Winter mit Handschuhen besser.
G1000 Wanderhose: Kängurutasche
Beim Anprobieren zeigte sich .. es passt … bin begeistert, auch wenn meine Nahttechnik nicht annähernd laufsteggerecht ist. Jetzt fehlen noch die “normalen Hosentaschen”. Irgendwo muss ja das Rotzfähnchen rein und im Winter sind die Finger auch mal kalt. Diese führe ich jedoch bei meiner G1000 Wanderhose nicht als Einschubtaschen, sondern als eine große, durchgängige Kängurutasche auf dem Bauch aus. Hätte ich mir das früher überlegt, wäre die obere Naht natürlich mit in den Hosenbund integriert worden, nachträglich bleibt nur das Aufsetzen im Becken-/Bauchbereich.
Herr Hamm, Sie sind ein Tausendsassa, nicht nur im Hinblick auf Ihre interessanten Reisen und Berichte; eine tolle Homepage!
Zudem muss ich sehr bewundern, dass Sie auch noch derart phantasievoll nähen können…
Wünsche Ihnen weiterhin viele Ideen, die Ihr Leben und das Ihrer Mitmenschen bereichern.
Hallo Frau Würzberger, wenn man sich ein paar Sachen selber macht, dann kann man es genau so machen wie es am besten passt und eigene Ideen einfließen lassen, so manches gibts halt nicht zu kaufen. 🙂